Bericht von der 18. Solarchallenge Münsterland

Die 18. Solarchallenge Münsterland fand vom 3. bis 5. Mai 2024 in Lüdinghausen am Gymnasium Canisianum statt. 22 Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos – vom historischen Kabinenroller bis zum aktuellen Hochleistungs-Modell – hatten sich zu der Lüdinghauser Traditions-Rallye eingefunden, die zu etlichen attraktiven Zielen im Münsterland führte, wieder mit dabei: das Solarcar-Team aus Bochum.

Der Cani-Schulhof wird zum Ladeparkplatz für drei Tage.

Am Freitag startete die Tour im Restaurant Hölt’ne Schluse am Max-Klemens-Kanal in Münster mit Kaffee und Kuchen.

Von dort ging es zum Bauernhof von Winfried Dahlhaus in Nienberge. Sein Hof ist voller aus Schrott selbst gebauter Solaranlagen, die sich teilweise zur Sonne drehen und den Neigungswinkel nach dem Sonnenstand einstellen. Die gesamte Hofanlage einschließlich einer Kindertagesstätte, ein Radlader und ein PKW werden so mit Strom und Heizungswärme versorgt, Überschussstrom wird verkauft.

Eigenkonstruktion aus Material vom Schrott: die Panele drehen sich auf einem Schienenkreis und sind auch im Neigungswinkel elektrisch verstellbar.

PV-Anlage dreht sich auf einem Güllebehälter immer zur Sonne.

Anschließend fuhr die Gruppe nach Lüdinghausen zum Basislager am Cani zum traditionellen Pizzaessen. Um die Versorgung kümmerten sich Familie Hols und die beiden ehemaligen Schüler Lukas Nacke und Fabian Pellmann.

Am Samstag bei der Ausfahrt ging es wieder zu einem besonderen heimischen Standort zur Erzeugung regenerativer Energie. Die Biogasaufbereitungsanlage an der ehemaligen Mülldeponie in Coesfeld Hoeven wurde fachlich kompetent bis in alle Details vom Betriebsleiter Ralf Abeler erklärt. Deponiegas und Rohbiogas werden unter Einsatz von Sonnenenergie so lange gereinigt, bis sie ohne Probleme vor Ort zum Heizen oder zum Einspeisen in das Gasnetz verwendet werden können. Die Zukunft von Wasserstoff bleibt derzeit im Ungewissen, weil sich die Produktion wirtschaftlich nicht darstellen lässt.

In diesem Ballon befindet sich eine zweite bewegliche Blase zum Aufnehmen des Gases.
Bevor das Biogas eingespeist werden kann, muss es von Verunreinigungen befreit werden.
Unverkennbar: der Elefant 😉

Anschließend wurde die Mitmachstation des Projekts Münsterland Global Lokal angefahren. Ziel des Projekts ist es, in den ländlichen Kreisen Coesfeld und Warendorf interaktive Mitmachstationen aufzubauen, die über die Verflechtungen des Münsterlands mit der Welt und über Akteure der Nachhaltigkeit und des Engagements für eine gerechtere Welt berichten und zum Mitmachen anregen.

Nur wenige besuchten die Mitmachstation, ein Extra-Eis bei der nächsten Tour ist ihnen versprochen.

Danach ging es dann weiter zu zwei ausgesprochen interessanten Museen des Heimatvereins Altenberge. Im Heimathues Kittken, das seinen Namen von dem kleinen Gauner-Gefängnis bekommen hat, wurden die TeilnehmerInnen zunächst von den Damen des Heimatvereins mit Kaffee und Kuchen versorgt. Dabei erzählte Werner Witte vom Vorstand sehr spannend von der Geschichte der einzelnen Bauwerke.

Im Heimathaus Kittken bekam die Gruppe Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Danach musste man sich natürlich das Kittken ansehen, den winzigen Raum mit dem vergitterten Fenster

Danach besichtigten die Elektromobilisten die Holzschuhwerkstatt, wo Thomas Harbich und Wolfgang Skora den Weg vom Klotz aus Pappelholz bis zum fertigen Holzschuh aufzeigten, wobei etliche historische Werkzeuge zum Einsatz kamen. Anschließend ging es weiter zur Führung durch den alten Brauerei-Eiskeller. Fasziniert lauschten die teilnehmenden technikaffinen Elektroautopioniere den spannenden und fachlich sehr präzisen, aber dennoch kurzweiligen Erzählungen von Dr. Reinhard Müller über Bierproduktion, die Umstellung von Brauerei zu Brennerei und die heutige Nutzung als Fledermausstollen.  Abends wurde traditionsgemäß am Cani gegrillt.

Dr. Müller zeigt die Stabilisierung der Gewölbe durch Schlussstein und Stützmauern, sog. Strebepfeiler.
Für kühles Bier brauchte man früher unterirdische Eiskeller. Die Gärung läuft nur bei einer Temperatur von unter 10 Grad so ab, dass ein wohlschmeckendes untergäriges Bier entsteht.

Am Sonntag gab es vor der Heimfahrt noch so richtig dicken Strom für die Elektroautos an der größten und neuesten Power-Ladestation in Lüdinghausen bei der Firma Althoff, wo Fabian Pellmann technisch versiert die zwei Schnellladesäulen und den zugehörigen Transformator auch von innen zeigte.

Er verschwieg auch nicht die durch unsinnige Bürokratie und technische Unerfahrenheit bedingte Bauzeit von über zwei Jahren. Am Ende wurde dann aber doch eine stattliche Gesamtanlage daraus, die derzeit mit vier Ladepunkten der Versorgung von bis zu vier PKW gleichzeitig mit bis zu 300 kW Strom dient, die aber von Frau Sylvia Althoff (Optimal-Reisen) in naher Zukunft auch zum Laden von Elektrobussen genutzt werden kann.

Vier Fahrzeuge können hier gleichzeitig schnell geladen werden.
Eine Ladesäule und eine Trafostation konnten hier auch von innen bestaunt werden. Von den Mengen von dicken Kupferkabeln waren selbst die E-Auto-Experten beeindruckt.

Die Elektroautoenthusiasten vom Studenten bis zum Altpionier der Elektromobilität waren von den Vorträgen von sechs ganz unterschiedlichen Menschen, die aber für ihre jeweiligen Projekte leidenschaftlich brannten, total begeistert und möchten im nächsten Jahr gerne wieder dabei sein, zumal auch die Geselligkeit unter Gleichgesinnten nicht zu kurz kam. www.isor-portal.org

Fotos von Sven Hoffmann und Bernd Lieneweg, dem Autohaus Rüschkamp danken wir für den nagelneuen Fiat 500 Elektro.

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